Nutzen einer HbA1C-Zielwert-orientierten Diabetes-Typ-2-Therapie
Eine gute Stoffwechseleinstellung kann das Risiko für Diabeteskomplikationen und Folgeschäden deutlich verringern.
1. Welche Senkung des HbA1C-Wertes idealerweise angestrebt werden sollte, muss dabei für jeden Patienten individuell abgewogen werden.
2. Erfahren Sie hier, welche Patientengruppen besonders von einer intensiven blutzuckersenkenden Therapie profitieren und welche Zielwerte Sie mit Ihren Patienten vereinbaren können.
Eine gute Einstellung der Blutzuckerwerte bei Patienten mit diagnostiziertem Typ-2- Diabetes geht mit weniger Folgeschäden einher. Analysen von Patientenkollektiven ergaben in einer Subanalyse für jeden Prozentpunkt, den der HbA1c gesenkt werden konnten, eine Risikosenkung um:
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21 % bei Tod im Zusammenhang mit Diabetes
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14 % bei nicht tödlichem Herzinfarkt
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37 % bei Mikrovaskulären Komplikationen (Durchblutungsstörungen)
Bessere Prognose bei guter Blutzuckereinstellung
Die Auswertung der Daten von über 500.000 Typ-2-Diabetikern im Disease-Programm (DMP) zeigt in dem Zeitraum 2003 bis 2014 einen Rückgang der Amputationen bei gleichzeitiger Zunahme des Anteils von Patienten mit HbA1C-Werten bis maximal 6,5 % bzw. des Anteils von Patienten, die ihren individuell definierten Zielwert erreichten. Die Ergebnisse zeigten außerdem, dass eine schlechte Stoffwechsel- einstellung in früheren Jahren mit nachfolgenden kardiovaskulären und renalen Ereignissen assoziiert war. Ein erhöhtes Risiko für diese Ereignisse konnte bereits bei Patienten mit einem HbA1C-Wert > 6,5 % beobachtet werden. Patienten könnten demnach von einer niedrigen Stoffwechseleinstellung profitieren.
3. Individuelle Therapieziele
Zur Vermeidung von Folgeerkrankungen empfehlen die Fachgesellschaften einen HbA1C- Zielkorridor von 6,5 % bis 7,5 %. Welche genauen Blutzuckerzielwerte mittel- und langfristig anzustreben sind, sollte individuell zwischen Arzt und Patient vereinbart werden. Die realistisch erreichbaren Therapieziele hängen unter anderem von Begleiterkrankungen und Alter des Betroffenen, der Nutzen-/Risikoabwägung der Substanzen sowie dem zur Behandlung gewählten Medikament ab. Dabei gilt: Je jünger und gesünder die Patienten sind, desto näher sollten die Messwerte am unteren Ende des Korridors liegen. Eine Absenkung des HbA1C-Wertes auf unter 6,5 % sollte nur dann erfolgen, wenn diese durch alleinige Änderung des Lebensstils oder durch Medikamente erreichbar ist, die kein erhöhtes Risiko für bedeutsame Nebenwirkungen haben, wie beispielsweise Unterzuckerung, Gewichtsanstieg, Herzinsuffizienz, und deren Nutzen klinisch belegt ist.
Entscheidend ist nicht nur das Alter, sondern immer auch der Gesundheitszustand der Patienten. Gesund alternde Menschen mit Diabetes mellitus werden wie jüngere Patienten entsprechend der Leitlinien behandelt. Bei Patienten mit eingeschränkten motorischen, kognitiven und funktionellen Fähigkeiten sollten eine möglichst einfache und übersichtliche Therapie erhalten.
Ältere Menschen mit längerer Diabetesdauer und bereits vorliegender kardiovaskulärer Begleiterkrankungen können durch eine zu straffe Blutzuckereinstellung vital gefährdet sein. Daher wird bei diesen Diabetikern ein HbA1C-Zielkorridor von 7 % bis 8 % empfohlen um diabetische Symptome zu vermeiden. Ein HbA1C < 8,0 % kann dabei Symptomfreiheit und relativen Schutz vor Hypoglykämien bieten.
4.Therapiestufen gemäß nationaler Versorgungsleitlinie
Die medikamentöse Therapie des Typ-2-Diabetes folgt prinzipiell einem Stufenschema. Sie beginnt mit einer nicht medikamentösen Basistherapie bestehend aus Ernährungs- umstellung, körperlicher Aktivität und Raucher-Entwöhnung. Wird das individuelle HbA1C- Ziel nach drei bis sechs Monaten nicht erreicht, erfolgt eine medikamentöse Monotherapie. Erste Wahl ist hierbei Metformin wegen seines patientenrelevanten Nutzens (geringer Einfluss auf Körpergewicht, Hypoglykämierate). Bei einem Nicht-Erreichen des HbA1C- Ziels nach weiteren drei bis sechs Monaten wird die medikamentöse Therapie umgestellt auf Insulin allein oder eine Pharmaka-Zweifachkombination. Je höher das HbA1C, umso wahrscheinlicher wird eine frühe Insulintherapie notwendig. Die vierte Stufe ist eine intensivierte Insulin- und Kombinationstherapie.
Fazit für Sie:
- Zur Vorsorge von Folgeerkrankungen sollte der Blutzucker regelmäßig kontrolliert werden.
- Der HbA1C-Zielwert sollte unter Berücksichtigung der individualisierten Therapieziele gemeinsam mit dem Patienten innerhalb des Zielkorridors von 6,5 % bis 7,5 % bestimmt werden.
- Bei neu entdecktem Diabetes im Alter bei Menschen mit gesundem und fitten Allgemeinzustand erachtet die nationale Versorgungsleitlinie zur Therapie des Typ-2-Diabetes einen HbA1C-Zielwert in Richtung 7 % bis 7,5 % für angebracht, bei älteren kranken Patienten kann ein HbA1C-Zielwert < 8 % noch tolerabel sein.